Wer heute gründet, braucht deutlich mehr als das „Schema F“, denn seit Jahren befindet sich der Gesundheitsmarkt in einem dynamischen Veränderungsprozess.

Patientenbedürfnisse, Gesundheitspolitik, Standespolitik, Vergütungssystem sowie private Nachfrage von Leistungen wandeln sich permanent. Die Branche gilt als stabiler Wachstumsmotor. Für Ärzte und Zahnärzte, Medizinische Versorgungszentren und Kliniken eröffnen sich mehr und mehr Möglichkeiten der beruflichen Kooperation und damit beruflicher Selbstständigkeit. Das Gesundheitswesen ist ein vielfältiger, allerdings auch komplexer Markt.

So ist der Finanzierungsplan für die erfolgreiche Praxisgründung zwar essentiell, jedoch allein längst nicht mehr ausreichend. Damit eine Gründung gelingen kann, müssen weitaus mehr Faktoren beachtet und in die Planung miteinbezogen werden. Beratung tut not. Kein Wunder also, dass sich einem Gründungswilligen gleich eine ganze Reihe an Möglichkeiten an mehr oder minder spezialisierten Gründungsberatungen eröffnet. Viele werden zu kleinen Preisen oder gar pro bono angeboten. Verlockende Angebote, denn das Gründungsbudget ist meist knapp.

Aber Vorsicht ist geboten. Kostenfreie oder sehr kostengünstige Angebote können es in sich haben, denn umsonst gibt es bekanntlich nur wenig im Leben. Gründungswillige sollten deshalb genau prüfen, ob in der Beratung ihre Interessen tatsächlich im Vordergrund stehen. Angebotene Zusatzprodukte oder unglückliche Interessensverquickungen wirken ungünstig auf das Projekt Gründung ein. Entscheidende oder schlichtweg zu wenige Faktoren werden nicht ausreichend berücksichtigt. Am Ende geht die Planung nicht auf.

Praxisgründungen sollten genau geplant und nach allen Seiten abgesichert werden. Das Risiko ist hoch, denn in der Regel gründet man nur einmal im Leben und für das Alter muss auch vorgesorgt werden. In der Vorphase einer Gründung empfiehlt es sich deshalb, mithilfe einer Machbarkeitsstudie und ohne größere Kosten die Durchführbarkeit der Geschäftsidee überprüfen zu lassen.

Die Machbarkeitsstudie sollte u. a. folgende Punkte überprüfen:

  • die Gestaltung der Rechtsform
  • die Frage nach der Zulassungsberechtigung
  • die Eignung des Standortes
  • das Leistungsprogramm und die Wertschöpfung
  • die Frage nach behördlichen Auflagen
  • Förderer und Gegner des Vorhabens
  • die wichtigsten Patientengruppen
  • das Wettbewerbsumfeld
  • erste Risikoeinschätzung der Geschäftsidee
  • Plausibilität und Suffizienz von Einnahmen, Erträgen und Liquidität

Fällt das Ergebnis der Machbarkeitsstudie positiv aus, folgt Phase zwei, die Entwicklung des Gründungskonzepts bzw. des Businessplans. Im Rahmen eines Businessplans wird das Praxismodell virtuell aufgebaut und in seinen Auswirkungen dargestellt. Praxen, die bereits am Markt sind, nutzen den Businessplan, um beabsichtigte Aktivitäten theoretisch durchzuspielen, bevor sie Kapital und Zeit am Markt verschwenden. In diesem Fall kann ein Businessplan als Diskussionsgrundlage für Strategien und Entscheidungen dienen. Er wird zum Praxisfahrplan.

In der Planungsphase einer Gründung muss sich der Gründer mit einer Vielzahl an Aufgaben auseinandersetzen. Neben Ausrichtung, Entwicklung, Steuerung und Sicherung des Unternehmens „Praxis“, müssen u. a. Fragen nach Standort, Markt- und Wettbewerbssituation, Leistungsspektrum, Aufbau des Patientenstamms sowie zu geplanten Investitionen und zur Finanzierung geklärt werden. Eine solide Gründungsberatung sollte eine Gründungsbegleitung sein, im Rahmen derer alle unternehmerischen Fragestellungen kompetent beleuchtet und beantwortet werden.

Eine Praxisgründung, egal ob es sich dabei um eine Übernahme, eine Neugründung oder den Zusammenschluss in eine neue Kooperationsform handelt, birgt Risiken, aber auch interessante Potenziale. Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagt und Erfolg hat, gewinnt

  • mehr Gestaltungsmöglichkeiten
  • ein Höheres Maß an Selbstverwirklichung
  • mehr Möglichkeiten, eigene Ziele und Maßstäbe umzusetzen
  • flexiblere Arbeitszeitgestaltung
  • mehr Autonomie
  • bessere Einkommensmöglichkeiten
  • mehr Zeit für das Wesentliche

Es gilt also, die vorhandenen Risiken richtig einzuschätzen und passende Maßnahmen zur Umsetzung der Gründungspläne zu ergreifen. Damit wird die Tragfähigkeit des Praxiskonzepts auch langfristig gesichert – ganz im Sinne des Gründers.

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Stephan Kock
Kock + Voeste Existenzsicherung für Heilberufe GmbH
www.kockundvoeste.de